Wohnformen
Altersgerechter Wohnraum ist ein entscheidender Faktor für die möglichst lange Aufrechterhaltung der Selbstständigkeit und Selbstbestimmung. Umso wichtiger ist es dann, in Wohnung und Wohnumfeld Barrieren und Hindernisse zu reduzieren. Auch ein Umzug in eine barrierefreie oder altersgerechte Wohnung könnten eine Möglichkeit sein. Oft gibt es mehr Alternativen zu einem Umzug in ein Alten- oder Pflegeheim, als es auf den ersten Blick erscheint.
Zum Beispiel bieten Betreutes Wohnen und Wohnen mit Service / Service-Wohnen, Wohn- und Pflegegemeinschaften sowie Mehrgenerationenwohnen oder Senior*innen-WGs abwechslungsreiche Möglichkeiten für ein gutes Leben im Alter. Leider sind die Abgrenzungen zwischen den verschiedenen Angeboten nicht immer eindeutig oder es fehlt an festgelegten Definitionen. Aus diesem Grund versuchen wir, Ihnen in den nachfolgenden Absätzen eine grobe Orientierung zu den verschiedenen Angebotsarten zu geben.
Wir möchten Ihnen auf dieser Seite außerdem die Vielfalt möglicher Wohnangebote. Sie können sich dabei von den Wohnprojekten der verschiedenen Landkreise und kreisfreien Städte in Sachsen-Anhalt oder den jeweiligen Trägern und Anbietern inspirieren lassen.
Betreutes Wohnen oder Wohnen mit Service / Service-Wohnen
Betreutes Wohnen ist kein geschützter Begriff und umfasst viele Wohnangebote und Leistungen. So werden häufig Wohnen mit Service oder Service-Wohnen synonym dazu verwendet. Häufig liegt der Unterschied darin, dass beim Wohnen mit Service lediglich Dienstleistungen angeboten werden, die das Wohnen in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus erleichtern und im Alltag Unterstützung anbieten.
Der Vorzug dieser Wohnform im Allgemeinen ist, dass Senior*innen selbstständig leben und wohnen und zugleich Hilfe und Unterstützung in Anspruch nehmen können. Betreutes Wohnen kann dabei als eigener Komplex bestehen oder an Pflegeheime angeschlossen sein. Wenn Betreutes Wohnen an Pflegeheime angeschlossen ist, entsteht der Vorteil, dass bei einer erhöhten Pflegebedürftigkeit nur ein geringer Umzugsaufwand entsteht.
Diese Wohnformen sind besonders für Senior*innen geeignet, denen ihre Selbstständigkeit wichtig ist und noch keinen erhöhten Pflegebedarf haben. Die Leistungen dieser Wohnform sind breit gefächert und zielen immer darauf ab, Unterstützung zu bieten und das selbstständige Leben so lange wie möglich zu gewährleisten. (vgl. Pflege.de 2020, Wohnen im Alter 2020 und Thomas 2012)
Wohn- und Pflegegemeinschaften
In dieser Variante leben Senior*innen gemeinsam in einer Wohnung, die altersgerecht angepasst wurde. Die Wohn- und Pflegegemeinschaften können privat oder von sozialen Trägern organisiert sein.
Die älteren Menschen haben ein eigenes Zimmer mit Bad. Oftmals teilen sich die Bewohner*innen die Küche und das Wohnzimmer als Orte der Gemeinschaft. Zusätzlich werden die Bewohner*innen von einem Pflege- und Betreuungsdienst unterstützt. Diese Leistungen lassen sich individuell nach Bedarf anpassen. Besonders geeignet ist diese Wohnform für Menschen mit Demenz und Senior*innen mit Mobilitätseinschränkungen oder Hilfebedarf. (vgl. Hentschel und Bettermann 2015 und Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz)
Mehrgenerationenwohnen
Bei dieser Wohnform leben ältere und jüngere Menschen unter einem Dach. Die Wohnungen sind in der Regel barrierefrei ausgebaut. Häufig unterstützt ein Trägerverein diese Wohnform und kümmert sich um übergreifende Belange. Grundsätzlich bietet sich diese Wohnform auch für Menschen mit Pflegebedarf an, denn in manchen Fällen ist ein ambulanter Pflegedienst integriert. Der Vorteil beim Mehrgenerationenwohnen ist, dass sich die Generationen gegenseitig unterstützen können und so ein gewissermaßen langer Verbleib in der eigenen Wohnung möglich ist. Besonders vorteilhaft ist dies für Senior*innen, deren Familie weiter entfernt wohnt oder einer Vereinsamung entgegenwirken wollen. (vgl. Hentschel und Bettermann 2015 und Thomas 2012)
Senior*innen-WGs
Bei Senior*innen-Wohngemeinschaften teilen sich die zumeist aktiven älteren Menschen eine gemeinsame Wohnung. Jede*r hat ein eigenes Zimmer. Badezimmer, Küche und in den meisten Fällen ein Gemeinschaftsraum werden von allen genutzt. Besonders geeignet ist diese Wohnform für Senior*innen, die nicht allein leben möchten. Die Bewohner*innen können selbstständig sein oder schon Pflege benötigen. Bisher gibt es nur wenige Senior*innen-WGs. (vgl. Hentschel und Bettermann 2015)
Demenz-WGs
Für Personen mit Demenz gibt es ebenfalls besondere Demenz-WGs. Diese können ambulant betreutet sein und unterscheiden sich von einem Pflegeheim grundsätzlich dadurch, dass der Mietvertrag und die Pflegevereinbarung getrennt und unabhängig voneinander geschlossen werden. Es wird meist zwischen selbstorganisierten WGs, in denen Angehörige oder rechtliche Betreuer*innen/Bevollmächtigte entscheiden, und trägerorganisierten WGs, in denen meist ein ambulanter Pflegedienst die Verantwortung übernimmt, unterschieden. In ambulant betreuten WGs für Menschen mit Demenz leben in der Regel zwischen 6 und 12 Personen in einer Wohnung zusammen. Die Miete teilt sich anteilig auf für den persönlichen Wohnraum und die gemeinsam genutzten Räume wie Wohnzimmer, Küche, Bäder. Die Bewohner*innen können in der Regel bis zu ihrem Lebensende in der WG bleiben, auch wenn der Pflegebedarf stark steigt. (vgl. Hentschel und Bettermann 2015 und vgl. Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. 2015)